Der schwierige Atemweg in der Präklinik…
… ist ein anderer als der schwierige Atemweg in der Klinik.
Während im OP eine hochstandardisierte Narkoseeinleitung mit eingespielten Teams und vertrauten Abläufen erfolgt, herrscht in der Präklinik maximal variable Bedingungen: neue Teams, häufig ohne gemeinsame Routine oder „shared mental model“, ungewohnte Umgebungen und nicht selten hoher Zeitdruck gepaart mit dem Wissen, dass man in dieser kritischen Sitaution auf sich selbst gestellt ist.
In dieser Situation steht oft ein einzelner Arzt – nicht selten ohne anästhesiologischen Hintergrund – unter erheblichem Stress. Komplexe Flussdiagramme oder starre Algorithmen sind hier kein verlässlicher Begleiter: sie überfordern in der Anwendung und binden kognitive Ressourcen.
Unser Ansatz: Reduktion auf drei Ebenen der Oxygenierung – Intubation (mit Videolaryngoskopie als Goldstandard), supraglottischer Atemweg, Maskenbeatmung. Jede Ebene wird maximal zweimal unter optimalen Bedingungen versucht. Auf belastende Terminologie wie „fehlgeschlagen“ wird bewusst verzichtet – nicht nur, weil die Definition des „Scheiterns“ unscharf ist, sondern auch, weil sie eine psychologische Abwärtsspirale begünstigt. Stattdessen gilt: Wenn nach zwei strukturierten Versuchen keine ausreichende Oxygenierung gelingt, erfolgt der Wechsel auf die nächste Ebene. Es ist nicht nötig, alle drei Ebenen nach einander abzuarbeiten, stattdessen kann z.B. während ein hyperangulierter Spatel oder eine Larynxmaske nach fehlgeschlagener initialer Intubation vorbereitet wird, eine vorsichtige Maskenbeatmung erfolgen, da diese unmittelbar verfügbar ist.
Diese Klarheit schützt vor Zeitverlust, verhindert endlose Wiederholungen vertrauter, aber ineffektiver Maßnahmen – und schafft im Extremfall rechtzeitig die Entscheidungsebene für die Ultima Ratio: die Koniotomie.